Im April 2017 luden ZKM und HfG zu einer Podiumsdiskussion ein, die Themen des Social Targeting, Netzpopulismus und die verschiedenartigen Auswirkungen der Datengesellschaft zu diskutieren. In diesem Rahmen entstand “The Political Economy of Data”. Die Publikation beleuchtet anhand verschiedener Beiträge das demokratische Potenzial des Internets, dessen dialogische und somit revolutionäre Möglichkeiten. Auch wird dabei die Frage thematisiert, inwiefern die Analyse von Userverhalten sowohl produktive Effekte auf personalisierte Inhalte ermöglicht, als auch quasi-demagogische Tendenzen unterstützen kann.
Diese Ambivalenz zwischen demokratischem Potential und Data-fishing findet sich auch im Open Source Gedanken wieder. User dürfen Programme kostenfrei nutzen, zahlen dafür aber meist mit dem Einverständnis der Nutzung und Auswertung ihrer Daten und ihres Userverhaltens. Bekanntes Beispiel dafür ist der Internetgigant Google, der eine Vielzahl an frei nutzbaren Services zur Verfügung stellt, über diesen Weg aber auf eine absurde Menge von personenbezogenen Daten Zugriff hat und diese für seine Zwecke auswertet.
In der Gestaltung des Publikation wurde sich eines dieser Programme bedient: Das Tabellenkalkulationsprogramm Google Sheets ist Teil des kostenlosen, webbasierten Office-Pakets von Google. Besonderheit im Vergleich zu ähnlichen Programmen ist die Möglichkeit, verschiedene Add-Ons zu implementieren. Die (ebenfalls dem Open Source Gedanken entsprechend), von Firmen und Privatpersonen angebotenen Erweiterungen ermöglichen es, verschiedene im Dokument enthaltene Daten quantitativ und qualitativ auszuwerten – beispielsweise Texte auf die genutzten Wörter hin zu analysieren oder Koordinaten von genannten Orten herauszusuchen. So wird auch in der Publikation, durch das Durchleuchten des Texts, eine Analyse des Gesagten vollzogen, der Textkörper also einer Person ähnlich erfasst.Durch die Nutzung eines größtenteils bekannten oder zumindest frei zugänglichen Programms soll darüber hinaus der Vorgang des Gestaltens transparent und nachvollziehbar gemacht werden. Denn zusätzlich zum Printobjekt existiert auch eine Onlineversion – der Link zur Google Sheets Datei, die Raster, Tools und Programmoberfläche offenlegt: www.bit.ly/politicaleconomyofdata
Bios
Mio Kojima studiert Kommunikationsdesign im Haupt- und Szenografie und Ausstellungsdesign im Nebenfach. Sie interessiert sich für den Zusammenhang zwischen Sprache und Wahrnehmung und die Grenzbereiche zwischen Schrift und Bild.
Tatjana Pfeiffer studiert Kommunikationsdesign im Haupt- und Produktdesign im Nebenfach. Sie interessiert sich dafür, in viele unterschiedliche Bereiche Einblicke zu erhalten und wie man durch Gestaltung einen Zugang zu diesen finden kann.